Im Jahr 1902 erfolgte aufgrund einer Wahlrechtsänderung die Neuwahl der Bürgervorsteher, vergleichbar mit den heutigen Ratsherren. Zwar geschah dieses noch im Drei-Klassen-Wahlsystem, aber in Eime wurde zum ersten Mal in der dritten Klasse mit dem Maurer Heinrich Schmidt (zu Lebzeiten bekannt als „Kanter Schmidt“) ein Mann aus der Arbeiterklasse gewählt, der selbstbewusst und unter schwierigsten Verhältnissen diesen Stand und seine Forderungen vertrat. 1908 wurde er außerdem in den erstmals zu bildenden Schulausschuss gewählt.
Die Anfänge der Parteiarbeit in Eime reichen in diese Zeit zurück, denn in jenen Jahren traten Heinrich Schmidt, Ernst Freund (später langjähriger und erfolgreicher Bürgermeister in Eime) und Heinrich Schaper der Arbeiterpartei, und zwar dem Ortsverein Gronau bei.
Der Monatsbeitrag betrug damals mit 20 Pfennig rund die Hälfte eines Facharbeiterstundenlohnes. In den nächsten Jahren fanden weitere Gleichgesinnte den Weg zur SPD, sodass 1909 bereits eine Zelle der Arbeiterpartei in Eime gebildet werden konnte. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ernst Freund und zum Hauptkassierer Fritz Helmedach gewählt.
Folgende Männer aus Eime gehörten bereits 1909 der Partei an: August Beiße, August Beinling, Ernst Freund, Heinrich Heise, August Heuer, Karl Kassebeer, Fritz Meier, Fritz Oppermann, Heinrich Schaper und Heinrich Schmidt sowie die später nach Eime gezogenen August Sievert und Johann Schumacher. Somit stellt 1909 das Gründungsjahr des SPD-Ortsvereins Eime dar. Die Bildung einer eigenen Ortsgruppe unter dem Namen „Wahlverein Eime“ erfolgte nach Beendigung des ersten Weltkrieges auf Initiative der älteren Gründungsmitglieder und jüngerer hinzugekommener Genossen.
Damit war auch nach außen die Grundlage für eine eigene parteipolitische Tätigkeit gegeben. Sie bildete das Rückgrat der Ratsfraktion in der Gemeindevertretung, in der die SPD bis 1933 die Mehrheit besaß und sie arbeitete erfolgreich in der öffentlichen und der kommunalpolitischen Tätigkeit in Eime.
Bei der Neuwahl des Magistrats 1919 wurden zum ersten Mal in der Geschichte des Flecken Eime mit Ernst Freund als Bürgermeister und mit Heinrich Schmidt als 1. Ratsherrn Arbeiter in die bedeutsamsten Ämter des Ortes gewählt. Trotz der wirtschaftlich schweren Zeit und obwohl durch die Schließung des Kaliwerkes „Frisch Glück“ in Eime das Geld sehr knapp geworden war, wurde gerade auf infrastrukturellem Gebiet außerordentliches geschaffen:
- 1923 die herrliche Turnhalle (heute Mehrzweckhalle)
- 1928 die Badeanstalt als erstes Freibad dieser Art im Kreise Gronau,
- 1932 der Sportplatz auf dem Handelah, auf einem früheren Steinbruch.
Diese planvolle Rats- und Verwaltungsarbeit unter Führung der SPD wurde nach der Machtergreifung 1933 rücksichtslos zerstört. Partei und Rat bekamen es zu spüren. Am 5. Februar 1933 fand die letzte Ratssitzung in der alten Zusammensetzung statt, dem von der SPD neben Bürgermeister Ernst Freund – Johann Schumacher, Karl Siede, Konrad Walkling, Karl Lindenberg, August Beiße und Fritz Meier angehörten. Nach den Neuwahlen im März 1933, die aufgrund einer Notverordnung stattfanden, waren von der SPD nur noch Gustav Held, Karl Lindenberg, August Sievert, Albert Schmull, August Beiße und Ernst Müller im Rat, da der Magistrat aufgelöst war.
So steht dann auch im Protokoll der nächsten Ratssitzung der handschriftliche Vermerk von Ernst Freund: „Die Sitzung fand nicht statt, da Bürgermeister seines Amts enthoben wurde“.
Auf Grund eines geheimen Funkspruches der damaligen Reichsregierung vom 24.06.1933 wurden – wie überall in Deutschland – auch diesen gewählten Vertretern der SPD ihr Mandat entzogen. Gleichzeitig wurde die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Deutschland verboten. In Eime wurde schnell das Geld aus der Parteikasse auf die Mitglieder verteilt, während alle Bücher, Schriften und Unterlagen bei Heinrich Schaper verbrannt wurden, damit sie nicht bei Haussuchungen in die Hände der Nationalsozialisten fallen und die Genossen und Freunde noch unnötig zusätzlich gefährden konnten. Aus diesem Grunde sind auch keine Unterlagen des Ortsvereins aus der Zeit bis 1933 vorhanden.
So wurde die Partei systematisch zerschlagen. Eine offene Parteiarbeit war verboten und zugleich unmöglich. Nur heimlich und im Untergrund konnten Kontakte aufrechterhalten werden.
Erst nach Ende des 2. Weltkrieges konnte die Arbeit wieder aufgenommen werden. Aus den Trümmern eines geteilten Landes begann danach der schwere Anfang. Auch in Eime machten sich die alten Kampfgefährten von 1933 zusammen mit Jüngeren wieder an die Arbeit.
Im April 1945 setzte der damalige englische Kommandant Ernst Freund kommissarisch wieder zum Bürgermeister in Eime ein. Kurz danach wurden die ersten Ratsvertreter mangels einer Wahl von der Besatzungsmacht ernannt. Damit besaß der Flecken Eime wieder einen Rat.
Nach der Wiederzulassung demokratischer Parteien wurde 1945 auch der Ortsverein Eime der SPD wieder neu ins Leben gerufen. In der ersten Versammlung wurde Karl Siede zum 1. Vorsitzenden gewählt. Durch den Eintritt jüngerer Mitglieder, dabei insbesondere durch zahlreiche Vertriebene, wuchs die Mitgliederzahl. Bei der Jahresversammlung 1946 wurde der aus Hannover evakuierte Herman Hinkler zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Nach dessen Wegzug im Jahr 1948 wurde Gustav Held neuer Vorsitzender. Von 1958 bis 1972 Willi Darsow, 1972 bis 1985 Horst Schesnat, 1985 bis 1995 Rolf Junge, 1995 bis 1996 Gerlinde Dörfer, 1996 bis 2004 Willi Helmker, 2004 bis 2017 Arno Blödorn und seit 2017 ist Roland Hesse 1. Vorsitzender. Von 1945 bis 1956 stellte die SPD mit zwei kurzen Unterbrechungen jeweils den Bürgermeister.
Seit 1956 besitzt die SPD im Rat ununterbrochen wieder die Mehrheit. So waren, beziehungsweise sind stets SPD – Mitglieder Bürgermeister im Flecken Eime:
- Adolf Johansen (1956 bis 1968)
- Gustav Held (1968 bis 1972)
- Horst Schesnat (1972 bis 1990)
- Hartmut Fischer (1990 bis 2016)
- Volker Senftleben, MdL, (2016 bis 2021)
- Jörg Stichnoth, (seit 2021)
Die 1945 begonnene Aufbauarbeit konnte verstärkt und kontinuierlich fortgesetzt werden. Sie ist überall im Ortsbild zu erkennen, so z.B. an der (ehemaligen) verlässlichen Grundschule, an den großen Neubaugebieten, der guten Handels- und Gewerbestruktur, an den ausgebauten bzw. neu angelegten Straßen, am Sportplatzgelände auf dem Handelah, an der neuen Friedhofskapelle, an den vorbildlichen Kindergärten, an der mit erheblichen Mitteln renovierten Turnhalle, am Freibad Blaue Lagune und vielen weiteren schönen Punkten des Flecken Eime.
Durch das neue Parteistatut war Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Neuorganisation eingeleitet worden. Aufgrund des 1974 von den Parteiorganisationen der Samtgemeinde beschlossenen Organisationsstatuts umfasst der Ortsverein Gronau (Leine) das gesamte Gebiet der Samtgemeinde. Er ist in einzelne Abteilungen untergliedert. Zur Abteilung Eime gehören seit 1974 nunmehr die früheren selbstständigen Ortsvereine Deilmissen und Deinsen sowie Eime mit Dunsen. Der Ortsverein umfasst heute ca. 50 Mitglieder. Die SPD hat mit 8 von 13 Sitzen weiterhin die absolute Mehrheit im Gemeinderat und entscheidet im fairen Miteinander mit den übrigen Ratsvertretern von CDU, Die Grünen und Die Linke.Niedersachsen über die Gestaltung unseres Zusammenlebens im Flecken Eime.
Mögen uns auch künftig dabei die Worte, die auf unserer nunmehr knapp 100 Jahre alten und historisch gewordenen Fahne stehen, die in der schweren Zeit der Unterdrückung der Partei in den Jahren zwischen 1933 bis 1945 von Frau Lina Lindenberg unter ständiger Lebensgefahr für sie auf ihrem Hausboden versteckt war und am 1. Mai 1945 von Heinrich Schaper in der Turnhalle entrollt wurde, begleiten:
Ihr habt die Macht in den Händen, wenn ihr nur einig seid.